Drei Kilometer nördlich von Bretsch liegt das von Feldern und Wiesen umgebene Altmarkdörfchen Priemern. Mit knapp über 150 Einwohner ist das Dorf einer der kleinsten Orte der Verwaltungsgemeinschaft Lückstedt im Landkreis Stendal. Priemern zählt seit dem 1. Juni 1967 als Ortsteil von Bretsch und ehrenamtlicher Bürgermeister ist Fritz Lüdecke aus Dewitz.

chronik 04Ein ehemaliges Rittergut mit langgestreckten Wohngebäuden, großzügig angelegten Stallungen und weitläufigen Park, ist sowohl wirtschaftlicher als auch sozialer Mittelpunkt Priemerns. Dieses dient als Sitz und Wirkungsstätte des “Sozialtherapeutischen Zentrums”.

Das Dorf ist reich an Natur: westlich vom Dorf fließt der Zehengraben und ein reichhaltiger Bestand an Kiefern und Eichen prägt das Erscheinungsbild. Nördlich des Dorfes ist eine sieben Kilometer lange Heide und südöstlich findet man das Waldrevier “Steinbusch”.

Vor- und Frühgeschichte

Erste Hinweise zur Besiedlung des Örtchens stammen aus der Zeit von vor ca. 4000 Jahren. Beweise liefern die sogenannten Hünengräber, die sich bis heute in der Feldmark erhalten haben. Bei Hünengräbern handelt es sich um die ältesten Grabbauten, die in Norddeutschland und Skandinavien nachgewiesen werden können. Sie wurden aus großen nordischen Geschiebeblöcken errichtet und bestehen durchweg aus einer Steinkammer, die von einem durch eine Steinwand abgestützten Hügel überdeckt ist. Weitere Beweise liefern Funde, wie zum Beispiel Feuersteinbeile und Keramiken. Auch bronzezeitliche Gräber mit Beigaben hat man entdeckt. Die Bronzezeit ist etwa um 2000-800 v.Chr. einzuordnen.

Anfänge einer mittelalterlichen Siedlungstätigkeit ist eine slawische Ringburg etwas südlich von Priemern gelegen. Ringwälle waren Zufluchtsorte der Bewohner zu Kriegszeiten, aber auch Kultstätten, wo man den Göttern opferte. Auch Beweise aus der spätrömischen Kaiserzeit wurden entdeckt. Bisher konnte leider nicht geklärt werden, welche germanischen Stämme einst das Gebiet um Priemern besiedelt haben.

Geschichte im Mittelalter

Geprägt ist die Geschichte durch heftige Auseinandersetzungen zwischen Deutschen und Slawen über Jahrhunderte hinweg, vor allem unter Kaiser Karl dem Großen. Erst Heinrich I., Herzog von Sachsen und von den Deutschen Kurfürsten zum König gewählt (8919-936 n.Chr.), wurden die Slawen im Krieg (926-931 n.Chr.) besiegt.

Über 300 Jahre lang blieb die Nordmark streitiger Boden zwischen Deutschen und Wenden (heute Elbslawen). Zum Schutz gegen Raubzüge der Wenden, entstanden in jener Zeit viele Burgen. Erst Albrecht dem Bär gelang es die Slawen zu besiegen und zwang sie zum Christentum.

Er erhielt erst im Jahr 1133 die Mark Soltwedel. Die Belehnung erfolgte jedoch erst 1134 durch Kaiser Lothar III. Sie gelangte jedoch erst 1157 in den vollen Besitz und ab da an, hieß die Mark Soltwedel, Altmark.

Urkundliche Ersterwähnung Priemerns

Die ältere Literatur leitet den Namen Priemern von den slawischen Wörtern „pri“ und „morie“ oder „mar“ ab, was so viel heißt wie „am“ „Sumpf“. Am 23. September 1323 wird Priemern als bestehendes, wirtschaftlich funktionierendes Dorf erstmals urkundlich erwähnt. Es handelt sich hierbei nicht um eine Gründungsurkunde, sondern um ein Zeitzeugnis einer bestehenden Gemeinde mit handelnden Personen und den Spuren ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit. In dieser Urkunde wurde dem Kloster Arendsee alljährlich ein Wispel (altes Raummaß, insbesondere für Getreidemengen) Roggen und zehn Scheffel (altes Raummaß, insbesondere für Getreidemengen) Weizen zugesprochen aus zwei Höfen des Dorfes Priemerns.

Ein einschneidendes Ereignis inder Geschichte, der 30-jährige Krieg, ging auch am idyllischen Priemern nicht spurlos vorbei. 1635 marschierten erste Truppen im Ort ein und besetzten Höfe und beschlagnahmten Vieh. 1644 sind letzte Bewohner aus den Dörfern Priemern und Bretsch geflohen.

18. Jahrhundert

Mitte des 18. Jahrhunderts haben die damaligen Besitzer des Ritterguts, die Familie von Schulenberg, nicht nur das Herrenhaus errichtet, sondern auch die wunderschöne Parkanlage im englischen Stil gestaltet, welche circa 6 ha groß war. Neben einheimischen Sträuchern und Bäumen wurden auch exotische Pflanzen, zum Beispiel asiatische Gehölze, gepflanzt. Im 18. und 19. Jahrhundert befand sich auch eine Fasanerie mit Gold- und Silberfasanen auf dem Gut.

20. Jahrhundert

chronik 01 Von 1913 bis 1945 war das Gut im Oeder’schen Besitz. Hans Georg Oeder erwarb circa 600 ha von der Familie von Schulenberg. Unter ihm wurde das Gut neugestaltet, erweitert und modernisiert. Hans Georg Oeder war bestrebt seine Güter in ein effizientes landwirtschaftliches Unternehmen umzugestalten.

Im Frühjahr und Sommer 1945 kamen vielen deutsche Flüchtlinge aus den Ostgebieten in die Altmark. Die Menschen wurden auf zum Gut gehörende Orte verteilt und erhielten Unterkunft und Arbeit. Der Oeder’sche Besitz wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verstaatlicht.

Im Zuge der Bodenreform wurden 100 ha Landbesitz ohne Entschädigung enteignet. Das Gut wurde nach der Bodenreform zum Volksgut Bretsch-Priemern und übernahm Aufgaben als Saat- und Tierzucht-Hauptgut. Höheres Ansehen erlangte das Gut durch die Ausbildung junger Fachleute.

Ab 1949 wurde das Gut Volkseigentum und wurde als Volksgut VE Tierzuchthauptgut Bretsch-Priemern bezeichnet. Ab 1963 hieß das Gut VEG Tierzucht Bretsch.

Nach der Wende wurde das VEG der Verwaltung der Treuhand unterstellt und in eine GmbH umgewandelt. 1992 übernahm die Familie Erbacher auf der Grundlage eines Mietervertrages mit der Treuhandgesellschaft, das Gut, um einen Reiterhof zu gründen. Allerdings wurde der Vertrag bereits 1993 gekündigt. Zwischen 1994 und 1996 wurde die Liegenschaft von der Arbeiterwohlfahrt genutzt.

Der Deutsche Paritätische Wolhfahrtsverband übernimmt das Gut Priemern

chronik 021996 unterschrieb der Deutsche Paritätische Wohlfahrtsverband einen vorerst 14-monatigen Pachtvertrag mit der BVVG. Projektleiter des „Bildungs- und Qualifizierungsprojektes Priemern“ wurde Uwe Lenz. Im November 1996 ging das Eigentum in den Landkreis Stendal über.

Am 14. April 1997 fand die feierliche Übergabe statt, bei welcher das Gut Priemern vom Landkreis Stendal an den Deutschen Paritätischen Wohlfahrtsverband übergeben wurde.

Gründung des Sozialtherapeutischen Zentrums Gut Primern gGmbH

chronik 03 Im November desselben Jahres wurde die Gut Priemern gGmbH gegründet. Die Gründung wurde mit der Unterzeichnung und notariellen Beglaubigung des Gesellschaftsvertrages am 5. November 1997 im Notariat G. Höpner in Magdeburg vollzogen.